Lieblingsstifte

Cocolina geht neue Wege. Und ist sich gerade gar nicht mehr so sicher, ob sie das auch will. Denn nach Jahrzehnten des beruflichen Schreibens ist Cocolina auf die Idee gekommen, einen Schreibkurs zu machen. Richtig gelesen. Ein Schreibkurs. Nicht lachen! Der Kurs dreht sich nämlich um eine besonderes Form von Schreiben: Kreatives Schreiben. Cocolina ist zwar Berufsschreiberling, fühlt sich aber als eher unkreativ, so ganz persönlich empfunden. Und da ist sie bei Recherchen eben über dieses Kreative Schreiben gestolpert. Was’n das? Es genügte jedenfalls, um Cocolina völlig von der eigentlichen Recherche abzulenken – der Arbeitgeber möge die vertrödelten 30 Minuten verzeihen.

Am Ende der 30 Minuten kam Cocolina zu dem Schluss: DAS Kreative Schreiben gibt es nicht. Behauptet auch Wikipedia: „Eine einheitliche Beschreibung dessen, was kreatives Schreiben umfasst, lässt sich kaum geben, weil die Ansätze sich in Grundlagen, Methoden und Zielen zum Teil sehr stark unterscheiden.“ Na super. Dem Schluss folgte ein Be-Schluss: Dann probierts Cocolina halt mal aus!

 Weitere Recherche (falls der Arbeitgeber mitliest: zu Hause natürlich) ergab, dass die vielfachen Definitionen von Kreativem Schreiben zumindest eines hervorbringen: Kurse und Trainer wie Sand am Meer. Da es Cocolina zu blöd war, sich allzu lange mit weiteren Definitionen, Angeboten etc aufzuhalten, ging sie den pragmatischsten Weg: Der nächste finanzierbare Kurs, der nicht allzu lang und allzu weit weg ist, wird gebucht. Gesagt getan. In der nächsten großen Stadt gibt es einen „Flashkurs Kreatives Schreiben“. Investition: ein halber Tag und 90 Franken. Ein faires Angebot für einen Probelauf. Also angemeldet, ganz unkreativ per höflichem Mail an die Kursleiterin.

Ebenfalls ganz unkreativ kam dann ein paar Tage später die Bestätigung, mit Rechnung, Anfahrtsbeschreibung und weiteren Infos. Und einer Zeile, die Cocolina ganz nachdenklich macht: „Bitte bringe deine Lieblingsstifte zum Kurs mit.“ Wie bitte? Lieblingsstifte? Wer hat denn so was? Cocolina, auch hier pragmatisch, schreibt mit dem, was grad zur Hand ist, auf dem Küchen- oder Bürotisch herumliegt, sich in der Handtasche findet, sie sich „ausleiht“,… Natürlich gibt es darunter Stifte, die besser in der Hand liegen, oder die leichtgängiger schreiben, und solche die schöner sind als andere – aber einen Lieblingsstift??? Und noch dazu in der Mehrzahl??? 

Seit Einflattern der Bestätigung hat Cocolina jedenfalls Visionen von Jolly-Buntstiften, Wachsmalkreiden, und allerlei anderem Schreibgerät, das sie hoffte, mit der Schulzeit hinter sich gelassen zu haben. Und dazu kommen weitere, noch erschreckendere Visionen von einer Horde kreativ-esoterischer Hausfrauen, die mit ihren Lieblingsstiften kreativ schreiben wollen …

Und deshalb ist sich Cocolina nun gar nicht mehr so sicher, ob sie die neuen Wege auch wirklich gehen will. Aber da muss sie jetzt durch. Bericht folgt.

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(c)Bild: Freeimages.com/Michael Lorenzo

4 Gedanken zu “Lieblingsstifte

  1. Lieblingsstifte?
    Die Dinger, bei welchen Worte und Gedanken zu sprudeln beginnen, sobald Besagte zur Hand genommen werden?
    Ja sicher, das ist doch wie bei schönem Papier?!
    Allerdings – als Schreibtischtäter – benötige ich nur dieses Flachteil mit den Tasten oder noch lieber mein Headset. Verbale Ergüsse assoziere ich weniger mit dem Werkzeug den mit den Gedanken und Wortflüssen welche zwischen den Ohren durch die Synapsen gallopieren.

    Ich bin gespannt auf Deine Eindrücke und deine Farbenvielfalt in den neuen Texten! Wer nichts erwartet kann umso überraschter werden!

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  2. Also ich kann die „Mordillo“-Schrift und nehme immer ganz viele bunte Stabilo-Fineliner zum Schreiben. Falls Du die Schrift lernen willst, die CHF 90 nehme ich auch gern 😉 Dann hast Du auch „kreativ“ geschrieben …

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