Cocolina reist heute – ein geschäftlicher Termin in der großen Stadt ist angesagt. Sie hat sich schon auf die Fahrt gefreut, denn dank der Schweizer Bundesbahnen sind das zwei Stunden, die man für all jene Arbeiten nützen kann, zu denen man im Büro eh nicht die richtige Muße und vor allem Ungestörtheit hat.
Nur leider hat Cocolina in der Eile des Aufbruchs das Notebook am Schreibtisch liegen lassen. Erst mal kurzer Ärger. Aber man hat ja auch so genug zum Nachdenken, Planen, Todo-Listen schreiben… Irgendwann dann schweift das Auge ab vom fleissig vollgekritzelten Papier, zum Fenster hinaus, auf die vorbeiziehenden Häuser, Straßen, Bahnhöfe, Gärten, Felder, Dörfer, grasenden Kühe (wir sind ja hier in der Schweiz)… und Cocolina freut sich einmal mehr, wie herrlich altmodisch doch diese Art zu reisen ist.
Wohlverstanden, Cocolina besitzt ein Auto, und findet auch Flugzeuge äusserst praktische Erfindungen. Nur nerven bei ersterem Staus und vor allem die anderen Verkehrsteilnehmer ;-), und mit letzteren „reist“ man in Cocolinas Verständnis eigentlich nicht, steigt man doch an einem Ort ein, und wird an einem anderen sozusagen einfach wieder ausgespuckt. Wie anders ist da doch die Fahrt mit der Eisenbahn, wo Entfernungen – selbst in Hochgeschwindigkeitszügen – allein schon durch das Verstreichen der Zeit und die Veränderung der Landschaft bewusst werden, und wo auch die Seele noch mitkommt, sozusagen.
Zugegeben, sicherlich altmodische Gedanken, aber sie passen wohl ein bisschen zu Cocolina. Zumindest bis zu dem Moment in dem eine Horde Wilder in Gestalt von drei Schulklassen den Zug stürmt und diesen in ein Irrenhaus auf Schienen verwandelt. Aber irgendwie kann man denen ja auch nicht böse sein, erinnert man sich da doch an eine Klassenfahrt nach Frankreich im zarten Alter von 13 Jahren…